Im Zuge des konzentrierten Kasernenbaus vor dem Zweiten Weltkrieg entstand zwischen der damaligen Somme-Kaserne (später Reese Barracks) und dem Westfriedhof ein Heeresverpflegungshauptamt für den südbayerischen Raum. In den Jahren 1937/38 errichtete die Wehrmacht dort sieben "Reichstypenspeicher" und eine Heeresbäckerei.
Die gewaltigen, fünfgeschossigen Lagergebäude bestanden aus massiven Stahlbetonskeletten, weiträumigen Dachstühlen und waren entlang der durchgehenden Laderampen mit Eisenbahnzügen seitlich anzufahren. Lager dieser Bauart wurden in ganz Deutschland erstellt.
Hinzu kam ein unterirdisches Treibstofflager sowie parallel zur südlich gelegenen Flandernstraße ein Kohlelager mit 15 offenen Bunkern. Verkehrstechnisch war das Depotgelände inmitten der grünen Wiese von Osten her zu erreichen. Der Gleisanschluß der Augsburger Lokalbahn führte entlang der heutigen Bürgermeister-Ackermann-Straße bis zur Wertach, wo der Bahnkörper nach Pfersee Süd und Göggingen weiter verlief.
Nach Kriegsende übernahmen die US-Truppen das 12,5 ha große Areal nahezu unbeschädigt. Als sich mit der Zuspitzung des Kalten Krieges ein längerfristiger Aufenthalt der amerikanischen Armee abzeichnete, begann diese das ehemalige Heeresverpflegungslager als Armeedepot (Quartermaster Kaserne, Gebäude 61 bis 67) in gleichem Sinne weiter zu nutzen.
Schon Anfang der 1950er Jahre entfernten die Amerikaner die von der Wehrmacht eingebrachten Treibstofftanks und errichteten an der gleichen Stelle ein größeres unterirdisches Treibstofflager für Benzin, Diesel und Flugzeugtreibstoff JP4 mit insgesamt über 1 Million Liter Fassungsvermögen in 16 Tanks. Zu ihrer Befüllung aus Eisenbahnwaggons führten zwei Bahngleise zu der westlich gelegenen Tankfarm. Für die Betankung von Armeefahrzeugen wurden mehrere Befüllgalgen an einer "Fuel Area" errichtet. Bildzeugnisse von damals belegen, mit welch bescheidenen bautechnischen Mitteln diese gewaltigen Tiefbaumaßnahmen durchgeführt wurden. Das Treibstofflager wurde gegen Ende der 1970er Jahre stillgelegt, da die unbefestigten Betankungsflächen zu einer erheblichen Bodenkontamination führten. Es gab dann in jeder Kaserne eine eigene TÜV-gerechte Tankstelle.
Das Kohlelager, dem die Amerikaner ein Heizgebäude hinzu stellten, wurde geraume Zeit mit billiger US-Kohle weiter genutzt, bis die Augsburger Stadtwerke unmittelbar daneben 1987 eine neue, gasbefeuerte Fernwärmeanlage errichtete. Der Umschlag der Kohlen erfolgte mit einer Brückenkrananlage.
Das Versorgungsensemble Anfang der 1950er Jahre nach Westen gesehen. Im Vordergrund der Kamin der ehemaligen Heeresbäckerei (Foto: via Reise House).
Frischobst und Gemüse in Hülle und Fülle für die amerikanischen Streitkräfte und deren Familien, um 1950 (Foto: Privat).
Holzregale für Konserven und Fertignahrung um 1950 (Foto: Privat).
Der Quartermaster-Chef, um 1950 (Foto: Privat).
Neubau des Treibstofflagers. Hier werden um 1950 die Domschächte hochgemauert und die Versorgungsleitungen zu den Füllstellen verlegt. Im Hintergrund links die Herz Jesu-Kirche in Pfersee, in Bildmitte der Westfriedhof (Foto: via Reise House).
Die neu erbaute Fuel Area des Treibstofflagers mit den Betankungsgalgen (Foto: via Reise House).
Das alte Heizhaus am Kohlelager.
Die Speichergebäude 1999. Im Vordergrund noch sichtbare Kohlestaubablagerungen.
Hinweisschild zur Einfahrt der amerikanischen Service-Station an der Bgm.-Ackermann-Straße.
Die alte Tankstelle und Kfz-Werkstatt für die amerikanischen Privatfahrzeuge.
Hauptzufahrt zum Quartermaster-Gelände im Osten.
1955 entstand nach dem Bau der Wohngebiete Centerville, Cramerton und Sullivan Heights die Commissary (Geb. 91) am westlichen Rand des Areals. Sie diente dem gewachsenen Lebensmittelbedarf der inzwischen zugezogenen amerikanischen Familien. Der anderweitige Konsum wurde im Supply Center bzw. ab 1977 aus dem erweiterten "PX Shopping Center" gedeckt. Hier gab es zollfrei heimatliche Waren jeglicher Art, preiswert, ohne Besteuerung und ohne Zwischenhandelsaufschläge, sechs Tage die Woche von früh bis spät. Den Augsburgern blieb es jedoch versagt, dort einzukaufen. Besondere Waren, die zur Weiterveräußerung an Unberechtigte geeignet erschienen (Zigaretten,Spirituosen), waren personenbezogen limitiert. Natürlich hielten auch bayerische und Augsburg-Souvenirs im Sortiment des amerikanischen Way of Life Einzug.
Als ergänzende Einrichtungen befanden sich dort auch ein Stars & Stripes Book Store, eine Tierarztpraxis, eine Bank, ein Uniformladen mit Änderungsschneiderei (Clothing Store) sowie an der östlichen Zufahrt zum Areal ein Fast Food Restaurant, das auch Deutsche mit US-Dollars besuchen konnten. In seiner Nachbarschaft entstand in den 1980er Jahren noch ein kleines Jugendzentrum.
Das "Main PX" war von den Parkplätzen an der Bürgermeister-Ackermann-Straße erreichbar und gestaltete sich zu einer lebhaften, amerikanischen Lebensader an der Westgrenze Augsburgs. Auf Wunsch der Amerikaner baute die Stadt Augsburg eine hölzerne Verbindungsbrücke über die Straße, um gefahrlos in das nördliche Centerville und in die Reese Kaserne gelangen zu können. Diese Brücke entpuppte sich jedoch später als Streckenhindernis für den Tiefladertransport schwerer Schiffsdieselmotoren aus dem MAN-Werk und wurde im Herbst 2006 zum Wohlwollen der Motorenbauer demontiert. Zum Schutze besonders eiliger Fußgänger sicherte man den Grünstreifen in Straßenmitte mit einem Maschendrahtzaun, um eine Benutzung der Holzbrücke zu erzwingen. Für viele Augsburger waren PX und Commissary langjährige geschätzte Arbeitsplätze, an denen sich dauerhafte Freundschaften zwischen Amerikanern und Deutschen entwickelten.
Der Anlieferbereich zwischen den Speicherblöcken.
Eingangsbereich des PX Supply Center.
Die Commissary am Westrand des Quartermaster.
Das keilförmige Quartermaster-Gelände nordwestlich von Sullivan Heights mit seiner Eisenbahnanbindung.
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