US-Streitkräfte in Augsburg
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In der nachfolgenden Bildergalerie sind die wichtigsten oder besondere Einheitsabzeichen enthalten, die in der Augsburger US-Geschichte eine Rolle spielten. Manche kleinere Einheit war direkt einem Corps, der Seventh Army (7. Armee) oder der USAREUR (United States Army Europe) unterstellt und verfügte daher über kein eigenes Abzeichen. Der Bürger auf der Straße konnte mit den sog. „Patches“ und deren Zuordnung wenig bis gar nichts anfangen. Für den GI bedeuteten sie jedoch Identität und patriotische Zugehörigkeit zu einer stets traditionsbehafteten Militäreinheit. Dieser war in der Regel ein sog. „Nickname“ (Spitzname) und ein (Motivations-) Motto zugeteilt.
Links: Am 28. April 1945 besetzte die 3rd Infantry Division der 7. US-Armee für wenige Tage die Stadt Augsburg und befreite sie von der NS-Diktatur. Zwischen 1977 und 1983 stationierte diese Division in Augsburg das dritte Bataillon des 63. Panzerregiments (3rd/ 63rd Armor). Rechts: Das Hauptquartier der 7. US-Armee befand sich von Mai bis Juni 1945 im Westen Augsburgs. Später unterstanden diverse Einheiten direkt der „Seventh Army“ mit ihrem treppenartigen Symbol (sieben Stufen und ein stilisiertes A für Army). Die Farben präsentieren die Infanterie (blau), die Artillerie (rot) und die Panzertruppe (gelb).
Links: Von Mai 1945 bis Februar 1946 belegten Teile der 71st Infantry Division "Red Circle" die Augsburger Kasernen. Danach wurde sie von der 9th Infantry Division (rechts) abgelöst. Beide Divisionen gehörten noch zu den Besatzungsdivisionen des Zweiten Weltkrieges. Das Symbol der 9th Infantry Division beruht auf einem Octofoil.
Links: Zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und der Besatzungsmacht befanden sich von Mai 1946 bis Ende 1948 die Constabulary-Truppen in Augsburg. Rechts: Die Verstärkung dieser polizeiähnlichen Militäreinheit mit z.T. schweren Kampfpanzern führte danach zur Umbildung in das Constabulary 2nd Armored Cavalry Regiment. Ab Herbst 1951 wurden die Constabler an die innerdeutsche Zonengrenze verlegt, um dort die Grenzsicherung Westdeutschlands zu gewährleisten (handgesticktes Abzeichen).
Links: Die amerikanische Militärregierung (U.S. Military Government) zeichnete sich bis etwa 1950 mit einem eigenen Abzeichen (MG) aus. Rechts: Von Anfang 1947 bis August 1950 erhielt das nicht amerikanische Personal der Industriepolizei ein Erkennungszeichen, danach wurde sie dem Labor Service mit seinen eigenen Labels unterstellt.
Links: Nach dem 2nd Armor Cavalry Regiment der Constabulary vollzog die 43rd Infantry Division "Winged Victory" mit Einheiten der Nationalgarde 1951 in Augsburg den Besatzungsstatus. Sie blieb bis Mai 1954. Zeitgleich (rechts) befand sich das 109. Regiment der 28th Infantry Division "Keystone" ebenfalls in Augsburg und Gablingen. Hauptsitz dieser Division war jedoch der württembergische Großraum Göppingen.
Die Präsenz besonderer Einheiten stand ab 1947 mit dem Abzeichen des flammenden Schwertes (links) unter der U.S. Army in Europe (USAREUR). Rechts: Von Mai 1954 bis März 1956 löste die 5th Infantry Division "Red Diamond" die 43rd und 28th Infantry Division in Augsburg ab.
Ab Beginn 1956 vollzogen die Luftlandetruppen der 11th Airborne Division "The Angels" einen erneuten Wechsel bis Sommer 1958. Eine Besonderheit waren die Brusttaschenabzeichen (Pocket Patches) der einzelnen Regimenter: rechts das 187th Airborne Infantry Regiment 1st Battle Group. Diese wurde im Herbst 1958 in den Libanon (Libanonkrise) abkommandiert.
Von Juli 1958 bis Anfang 1970 nahm die 24th Infantry Division „Taro Leaf“ in Augsburg Platz ein. Sie unternahm eine Umstrukturierung von der reinen Luftlandeeinheit zu einer auch für atomare Gefechtsfelder geeigneten Kampfeinheit. Es war die längste Anwesenheit einer bestimmten Truppeneinheit und prägte das Augsburger Militär- und Gesellschaftsleben nachhaltig. Eigene Divisions-Musikkapellen erhielten ein ergänzendes Abzeichen, wie rechts ersichtlich.
Von Ende 1951 bis April 1992 unterstanden die meisten Augsburger Einheiten dem VII US-Corps. Danach wurde dieses aufgelöst, die noch in Augsburg befindlichen Verbände wurden dem V Corps unterstellt. Das Abzeichen rechts zeigt die getarnte Ausführung des Signets.
Links: Von April 1970 bis ca. 1977 ersetzten Teile der 1st Infantry Division "The Big Red One" die in die USA zurückverlegte 24th Infantry Division. Rechts: Von 1978 bis Anfang 1992 gehörten die anwesenden Artillerieeinheiten zur 17th Field Artillery Brigade mit dem rotgoldenen Artillerie-Abzeichen. Bis dahin unterstanden Artillerieeinheiten direkt einer Division oder dem VII Corps.
Links: Das Pocket Patches des 3rd Bn 63rd Armor Regiment war von 1970 bis Anfang 1983 auf den Brusttaschen der US-Panzersoldaten. Zuletzt waren diese mit dem modernen Kampfpanzer M1 Abrams ausgestattet worden, es erfolgte jedoch bald die Verlegung nach Kitzingen. Rechts: Das Abzeichen des Stratcom (Strategic Communication Command) in den 1970er Jahren. In den 1980er Jahren erfolgte eine Umbenennung in 160th Signal Brigade. Wirkungsorte dieser Abteilung waren die Fernmeldeanlagen wie Telefon- und Fernschreibzentralen, die Relaistürme in der Reese Barracks und Sheridan Kaserne sowie im Wald bei Bonstetten.
Links: Das 7th Medical Command befehligte von 1978 bis 1994 das Hospital in der Flak Kaserne. Nach deren Schließung übernahm ab 1994 bis 1998 das U.S. Army Medical Command (rechts) in der Sheridan Kaserne die ambulante Versorgung (Dispensary).
Links: Von 1973 bis 1990 vollzog das 236th Medical Detachment „Bavarian Dustoff“ den Dienst der Rettungshubschrauber am Flak Hospital und in Gablingen. Danach wurden die Rettungsflieger in den Irak-Krieg abgezogen. Rechts: Von 1991 bis kurz vor dem völligen Abzug der US-Garnison waren die Rettungshubschrauber Teil der 236th Medical Company Air Ambulance in Gablingen.
Links: Ab ca. 1980 installierte das VII Corps in der Sheridan Kaserne die NCO-Academy für Unteroffiziere, welche mit einem eigenen Abzeichen ausgestattet wurden. Rechts: Von 1965 bis 1977 residierte die 15th Miltary Police Brigade neben den divisionseigenen MP-Kompanien in Augsburg.
Links: Ab 1982 bis 1992 übernahm die 14th MP-Brigade den übergeordneten Polizeidienst. Rechts: Die letzten sechs Jahre bis 1998 stand noch eine kleine Einheit der 18th MP-Brigade im Dienst. (In den Jahren der nachrichtendienstlichen Aktivitäten verfügte auch die INSCOM bzw. die 66th MI Brigade über eigene MP-Einheiten).
Links: Die U.S. Army Security Agency besaß von 1968 bis Frühjahr 1977 dieses Abzeichen. Danach folgten „Schlüssel, Blitz und Fackel“ des U.S. Army Intelligence and Security Command INSCOM bis April 1993 (rechts). Von 1995 bis 1998 stand dieses Patches auch für die 66th MI Group im Dienst, da nur von Brigade aufwärts eigene Hoheitsabzeichen gestattet waren.
Die 66th Military Intelligence Brigade hatte von 1992/93 bis Juli 1995 ein eigenes Abzeichen (Sphinx mit Dolch). Hier ebenfalls eine getarnte Ausführung zum offiziellen Uniformaufnäher in Farbe.
Zwei Beispiele inoffizieller aber getragener Abzeichen: links das der Heeresflieger „Gator Flight“ von der Field Station Augsburg-Gablingen (Flight Detachment). Rechts ein bayerisch verklärtes Emblem der U.S. Naval Security Group Activity Augsburg USNSGA. Diese Marineeinheit war von 1973 bis April 1996 in der Field Station Gablingen. Ihr Wohnsitz war das Bldg 117 in der Sheridan Kaserne.
Zwei außergewöhnliche Funktionsabzeichen am Rande der militärischen Operationen in den Nachkriegsjahren: links für das Personal der UN-Nothilfe und Verwaltung für Wiederaufbau UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration), rechts eine Kennzeichnung für offizielle Dolmetscher, die insbesondere den amerikanischen Angehörigen bei ihrer Anwesenheit und Ankunft in Deutschland behilflich waren, aber auch für behördliche Vorgänge (z. B. Verhöre) benötigt wurden.
Die frühen und späteren Namensbänder auf den Kampfuniformen der U.S. Army-Soldaten.
Schulterabzeichen (Shoulder Sleeve Insignia) des amerikanischen Heeres (U.S. Army) – eine kleine Abzeichenkunde
Nach dem Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg wurden im Oktober 1918 erstmals offizielle Schulterabzeichen (auch „Patches“ = Aufnäher genannt) eingeführt, die nach den damaligen Fertigungstechniken in der Gestaltung entsprechend einfach ausfielen (Filzabzeichen und mechanische Stickereien). Dessen ungeachtet sind viele dieser ersten Schulterabzeichen bis heute unverändert in Gebrauch. Da ist beispielsweise das Abzeichen der 1st Infantry Division („Big Red One“), das sich heraldisch von selbst erklärt, oder das Abzeichen der 3rd Infantry Division („Marne“ = drei weiße Streifen für drei entscheidende Schlachten 1918 in Frankreich auf blauem Grund) hingewiesen, die beide in Teilen auch in Augsburg stationiert waren.
Durch verbesserte Fertigungstechniken (durchgehende Stickerei auf einer Stoffunterlage) und die Schaffung eines riesigen Militärapparates wurden während des Zweiten Weltkrieges durch das US-Heer hunderte neue Schulterabzeichen eingeführt, von heraldisch im Schnellverfahren entwickelten, einfachen (geometrischen oder numerischen) Mustern, bis hin zu anspruchsvoll gestalteten Schulterabzeichen.
Ab 1945 wurden auch von deutschen Stickereien für die Besatzungstruppen und späteren Verbündeten unzählige Varianten von offiziellen und inoffiziellen Schulterabzeichen aus verschiedensten Materialien in sehr kleinen Stückzahlen für die amerikanischen Streitkräfte hergestellt - z. B. handgestickt mit erhabenen Silberfäden / „Leonischem Draht“-, (Beispiel das Abzeichen der U.N.R.R.A. oder Official U.S. Interpreter) bis hin zu maschinengestickten „Großauflagen" (z. B. das IP-Abzeichen der Industriepolizei).
In den Jahren von 1951 bis ungefähr 1960 war bei den amerikanischen Einheiten als Besonderheit das zusätzliche Tragen ihres Regiment- bzw. Bataillonswappens als zumeist recht groß geratenes, farbiges Brustabzeichen („Pocket Patch“) auf der Arbeits- bzw. Kampfuniform weit verbreitet. Diese Tradition wird bis heute nur noch von den Heeresfliegern (Aviation) und Einheiten der Rettungshubschrauber weiter aufrecht erhalten.
Eine Zäsur brachte der Vietnamkrieg mit sich. Die Heeresführung stellte fest, daß das Tragen von farbigen Abzeichen aller Art auf den diversen Uniformen dem Gedanken einer möglichst guten Tarnung des Soldaten, vor allem im Dschungelkrieg, zuwider läuft. Deshalb wurden ab 1966 bis spätestens 1970 auf den Arbeits- bzw. Kampfuniformen sämtliche farbigen Abzeichen durch „farbgedämpfte“ („subdued“) Abzeichen in oliv und schwarz ersetzt.
Auch das seit ungefähr 1950 getragene Namensband auf der Arbeits- bzw. Kampfuniform in der bis dahin eher auffälligen Gestaltung „weiß mit schwarzer Schrift“ und das Band „U.S. Army“ in gelb/goldener Schrift auf schwarzem Grund wurden durch die „farbgedämpfte“ Variante abgelöst.
Hinzuweisen ist noch auf die Tatsache, daß das Schulterabzeichen der derzeitigen Einheit des Soldaten auf dem linken Oberarm getragen wird; das Tragen des Abzeichens einer Einheit, mit welcher der Soldat früher im (Kampf)-Einsatz war („former wartime service“), zusätzlich auf dem rechten Oberarm zulässig ist.
Vervollständigt werden die Uniformen durch Dienstgrad-, Tätigkeits- und Truppengattungsabzeichen, die je nach Jahrzehnt ebenfalls farbig oder farbgedämpft gestaltet sind und aus Stoff oder auch Metall bestehen. Dazu summieren sich noch die meist auf der Kopfbedeckung und den beiden Schulterklappen getragenen und aus dem offiziellen „Wappen“ der jeweiligen Einheit abgeleiteten Abzeichen aus farbig emailliertem Metall („Destinctive Unit Insignia“ (DUI) bzw. „Crest“ genannt). Eine Ausführung zu diesen Einzelheiten würde jedoch den Rahmen dieser Beschreibung sprengen.
copyright Thomas Dollrieß 01/2016
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